Month: Mai 2017

  • Geld- und Spartipps für HedonistInnen

    Wikipedia sagt zum Begriff Hedonismus:

    Hedonismus (von altgriechisch ἡδονή, hēdonḗ, „Freude, Vergnügen, Lust, Genuss, sinnliche Begierde“;[1] Wortbildung mit dem Suffix -ismus) bezeichnet zumeist eine philosophische bzw. ethische Strömung, deren Grundthese lautet, dass einzig Lust bzw. Freude und die Vermeidung von Schmerz bzw. Leid intrinsisch oder final wertvoll sei(en). Im Gegensatz zu dem philosophischen Verständnis wird im alltagssprachlichen Gebrauch mit dem Begriff Hedonismus häufig eine nur an momentanen Genüssen orientierte egoistische Lebenseinstellung bezeichnet. In diesem Sinne wird der Begriff Hedonismus oft abwertend gebraucht und als Zeichen der Dekadenz interpretiert.

    Erkennt ihr euch wieder? 🙂 Seid ihr auch HedonistInnen? Dann lacht ihr bestimmt auch herzlich über dieses wunderbare Gedicht von Goethe alias Barbara. 😀

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    Quelle: @ich_bin_barbara

    Dass ich Hedonistin bin, heißt für mich leider auch, dass ich eine überbordende, oftmals leichtsinnige Einstellung zu Spaß und Geld habe. Diese Sprüche könnten von mir sein:

    • „Ach was solls, gutes Essen ist mir mein Geld wert, lass uns zum Griechen gehen!“
    • „Oooooh, eine neue Limited Edition mit SO schönen Farben, die ist ja bald weg, brauch ich!“
    • „Wer weiß schon, ob ich morgen noch lebe, vielleicht werd ich heute Abend vom Bus überfahren, was bringen mir dann meine Ersparnisse?“

    Gepaart mit dem Glaubenssatz über Geld, den ich lange hatte („Ich kann nicht mit Geld umgehen!“) ist das eine fatale Mischung, die dazu führt, dass ich oftmals am Ende des Monats im Minus war und zwar egal, wie viel ich verdiene. 😉 Eins hab ich inzwischen begriffen: Der Mensch passt sich wahnsinnig schnell an und an mehr Gehalt und mehr Luxus im Leben kann man sich rasant schnell gewöhnen. Ich arbeite seit drei Jahren und für Berufsanfänger ist es ganz normal, erstmal am Anfang den neuen Reichtum zu genießen und sich Sachen zu gönnen, die man sich bisher vorenthalten hat, hab ich mir so eingeredet. Für mich war das zum Beispiel ein Taschenbegleiter für knapp 180 Euro, mit meinem Namen reingestickt, einfach so, weil ich es konnte. 😛

    Aber irgendwann plagte mich dann doch das schlechte Gewissen bzw. ich hab angefangen, langfristiger zu denken und ich stellte mich der Aufgabe, endlich mal was gebacken zu kriegen und meine Finanzen unter Kontrolle zu bekommen. Wenn du dich in meiner Beschreibung wiedergefunden hast, dann freu ich mich, dir weiterzuhelfen! 🙂

    Tipp 1 Mach dir deine Glaubenssätze im Hinblick auf Geld bewusst

    Glaubenssätze sind Einstellungen über uns selbst, die wir so verinnerlicht haben, dass wir überzeugt sind, dass sie stimmen und nicht mehr erkennen, dass sie lediglich in unserem Kopf existieren (und manchmal eben noch auf dem Konto ;)). Als ich mich zum ersten Mal mit meinen Glaubenssätzen über Geld auseinander setzte, war das ein totales Aha-Erlebnis. Inzwischen sag ich nicht mehr einfach „Ich kann nicht mit Geld umgehen“. Natürlich kann ich mit Geld umgehen, ich tu es ja (fast) jeden Tag! Damit übernehme einerseits Verantwortung für mein Tun, andererseits lasse ich es auch zu, endlich nicht mehr ständig pleite zu sein.

    Coach und Autorin Talane Miedaner fasst es trocken zusammen:

    Wenn Sie Ihren Glauben zum Thema Geld begrenzen, dann begrenzen Sie gleichzeitig Ihre finanziellen Möglichkeiten. (…) Indem Sie Ihre Gedanken zum Thema Geld nicht weiter beschränken, haben Sie schon den ersten Schritt auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit getan. Es ist nicht immer einfach, sich die eigene Meinung zu diesem Thema vor Augen zu führen. Aber anders geht es nun einmal nicht.

    Zum Arbeiten an deinen Glaubenssätzen kann ich dir auch den Podcast „Wie du eine liebevolle Beziehung zu Geld entwickelst“ von Laura Seiler empfehlen. 🙂

    Tipp 2 Überweise zu Monatsbeginn Geld auf anderes Konto

    Praktischer Tipp Nr. 1, eigentlich ein No-Brainer und bestimmt der Tipp, der am häufigsten genutzt wird. Gleich zu Beginn des Monats oder wann auch immer das Geld reinkommt, etwas davon zur Seite legen bzw. auf ein anderes Konto überweisen. Wenn du ein Härtefall bist: Nimm am besten ein Konto, auf dass du nicht so schnell zugreifen kannst, wie ein Tagesgeldkonto.

    Tipp 3 Spare auf etwas, was du wirklich willst!

    Ich habs tatsächlich erst so richtig geschafft zu sparen, nachdem ich ein langfristiges Ziel hatte: Mein Yoga Teacher Training, welches im Schnitt 3.000 Euro kostet und für das ich konsequent gespart habe. Was macht dir das Sparen leichter, vielleicht eine tolle Urlaubsreise oder ein neues Sofa..? Such dir was und dann spar darauf. Das macht dann sogar fast schon Spaß und am Ende bist du stolz auf dich, wenn du es geschafft hast!

    Tipp 4 Behalte mit einer App deine Ausgaben im Auge

    Ich nutze die App Numbrs, um meine Ausgaben und meinen Kontostand im Blick zu behalten. So hab ich zumindest immer eine Übersicht darüber, was rausgeht und was reinkommt. Die App zeigt auch terminierte Zahlungen an, beispielsweise den Kontostand am Tag, an dem die Miete abgeht und gibt dir ein beruhigendes Gefühl, dass es noch nicht so weit ist und dass bis dahin vielleicht noch was reinkommen könnte. 😀

    Außerdem sortiert sie die Ausgaben in Kategorien ein, sodass du siehst, welcher Bereich am meisten Geld frisst (bei allem, was nicht mit Bargeld bezahlt wurde natürlich). Früher hatte ich dafür auch eine Haushaltsapp, nutze ich aber inzwischen nicht mehr, aber auch das ist eine Möglichkeit.

    Tipp 5 Führe das 6-Konten-Modell ein

    Nachdem ich es geschafft habe, für mein Teacher Training zu sparen, starte ich mit dem 6-Konten-Modell. Das Modell ist ursprünglich von T. Harv Eker beschrieben, einen guten, ausführlichen Blogartikel findet ihr hier. Das Modell geht davon aus, dass man 50% seines Einkommens für laufende Kosten verwendet und den Rest auf 5 Konten aufteilt. Natürlich geht das nur, wenn euch 50% zum leben reichen! Ich empfehle also, zu gucken, wie viel man braucht und erst dann den Rest auf die anderen 5 Konten aufzuteilen. 😉

    Die Konten sind:

    • 10% auf ein Konto für finanzielle Freiheit
    • 10% auf ein Spaß-Konto
    • 10% auf ein Rücklagen-Konto
    • 10% auf ein Konto für aus und Weiterbildung
    • 10% auf ein Spendenkonto

    Das Schöne dabei ist nicht nur, dass man sich nebenher ein „Vermögen“ aufbauen kann, sondern auch, dass man völlig ohne schlechtes Gewissen Geld verpulvern, Workshops machen und Bücher kaufen („Weiterbildung“) und sogar geplant Geld spenden darf, also was zurückgibt von dem Reichtum, den man hat.

    Für das 6 Konten Modell braucht man nicht unbedingt 6 physische Konten, man kann sich selbst auch Budgets einrichten. Dafür nutze ich ebenfalls die App Numbrs.

    Tipp 6 Sonstiges..?

    Soweit alle Tipps, die mir derzeit helfen. Weitere Ratschläge können sein: Unnötige Ausgaben identifizieren und verringern (zB Pizza selbst machen anstatt bestellen, Zeitschriften in der Bücherei lesen,…). Achja, Abos kündigen kann man hervorragend über Aboalarm! Kein Brief tippen mehr, schnell und sicher – ich liebe es. 😉

    Außerdem empfiehlt es sich, weitere Einkommensquellen aufzutun, z. B. alte Klamotten über Kleiderkreisel verkaufen, zum Flohmarkt gehen, einen Shop mit Dingen aufmachen, die man herstellt.. Alles womit irgendwie Geld reinkommt, ist gut! Vielleicht könnt ihr das dann zusätzlich auf euer Sparkonto tun. Oder damit euren hedonistischen Lebensstil finanzieren. 😀

  • 4 überzeugende Gründe, warum Yoga zu mehr Selbstliebe führt

    Von allen Bewegungsarten, die ich schon ausprobiert habe, hat mir Yoga am meisten geholfen, Selbstakzeptanz und Liebe zu fördern. Wenn man vom subjektiven Wohlgefühl mal absieht, welche überzeugenden Gründe gibt es dafür, dass Yoga praktizieren zu mehr Selbstliebe führt? Die vier Gründe, die mir am wichtigsten erscheinen, habe ich dir hier zusammengefasst. 🙂 Enjoy!

    1. Yoga ist erwiesenermaßen gut für die mentale Gesundheit und bei emotionalem Essen

    Wenn du schon mal Yoga gemacht hast, egal ob sporadisch oder regelmäßig, wirst du das Wohlgefühl, die Entspannung und die innere Ruhe kennen, die sich nach einer tollen Yogastunde einstellen. Auch wissenschaftlich sind diese Effekte auf den Körper und Geist längst bewiesen. Viele Studien zeigen, dass Yoga bei einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen helfen kann, wie Depression, Angst- und natürlich auch Essstörungen. Auch biochemisch ist das messbar: Das Stresshormon Cortisol wird verringert und gleichzeitig das Glückshormon Serotonin vermehrt ausgeschüttet. Die Meta-Studie der Uniklinik Jena kommt deshalb zum Schluß, dass „körperorientiertes Yoga mit den zentralen Bestandteilen Asanas und Pranayama (…) einen vielversprechenden komplementären Ansatz in der Behandlung psychischer Störungen dar(stellt)“. Für dich heißt das: Auch wenn du keine ausgeprägten psychischen Probleme hast, auch bei deinen kleinen Ticks und Problemchen, die wohl jeder von uns hat, kann Yoga auf jeden Fall helfen!

    Studien zeigen auch, dass Yogapraktizierende ein besseres Körpergefühl besitzen und infolgedessen bewusster und achtsamer essen. Wie sich unser Körper fühlt, ist eng mit unserer psychischen Gesundheit verbunden. Das Wohlgefühl von Yoga wird dadurch unterstützt, dass du dich achtsamer und damit besser ernährst, weil du deine Körpersignale besser einschätzen und achten lernst. Dadurch handelst du voller Selbstachtung im Einklang mit dir selbst und deinen Bedürfnissen, was im Endeffekt zu mehr Selbstvertrauen und Liebe führt.

    Es hat sich übrigens gezeigt, dass diese positiven Wirkungen umso stärker sind, je öfter Yoga praktiziert wird. Also hopp, auf die Matte mit dir! 🙂

    2. Bei Yoga wird nicht beurteilt, wie gut du bist

    Eine Besonderheit, die Yoga für mich ausmacht, ist, dass Lehrer den Schülern immer Alternativen zu den Asanas anbieten. Es gibt keine Weltmeisterschaft in Yoga! 🙂 Es wird betont, dass alles gut so ist, wie es ist und niemand schlechter oder besser ist, nur weil er/sie stärker oder dehnbarer ist. YogalehrerInnen werden darin ausgebildet, ihre Stunden stark auf die anwesenden Menschen auszurichten und bringen dir bei, dass nicht die äußere Form, sondern die für dich die richtige Variante wichtig und richtig ist. Eine gute Yogalehrerin ermutigt die Schüler dazu, die eigenen Grenzen wahrzunehmen, zu achten und einen liebevollen Umgang mit sich selbst zu pflegen. Eine unglaubliche Erleichterung, falls du der Typ bist, der demotiviert wird, weil er etwas nicht kann! (So wie ich! :))

    Durch die fehlende Beurteilung von außen (abgesehen von gefährlichen Haltungsfehlern natürlich) lernst du mit der Zeit auch, dich selbst weniger zu verurteilen. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich mich inzwischen in Kursen immer möglichst nah an den Spiegel setze, auch wenn ich mich bei anderen Fitness-Kursen nicht so gerne ansehe. Beim Yoga liebe ich meinen Körper, ich verurteile ihn nicht, ich bewundere ihn, dafür, wie er im Spiegel aussieht, dafür, was ich an Kraft und Dehnung aus ihm rausholen kann. Bei keinem Sport bin ich so zufrieden mit meinem Körper wie beim Yoga. Und diese Zufriedenheit trage ich immer auch ein bisschen mit nach Hause. Wenn ich danach auf mein Sofa falle, dann mag ich alle meine Rundungen und Eigenheiten, weil ich vorher gemerkt habe, wie stark und flexibel ich bin. 🙂 Und das unabhängig davon, wie ich aussehe oder was andere denken.

    3. Du nimmst dir Zeit für dich

    Sich Zeit für dich selbst und seine Bedürfnisse zu nehmen ist ein zentraler Bestandteil einer guten Selbstfürsorge und damit einer praktizierenden Selbstliebe. Wenn du Yoga machst, nimmst du dir diese Zeit für dich und dein Wohlbefinden. Deine Matte ist deine Insel, auf der du dich zurückziehen und vom Alltag abschotten kannst. Egal, was dich gerade sonst beschäftigt, wohin deine Gedanken wandern, was du tun musst, was du tun sollst… Die Zeit, die du Yoga machst gehört ganz dir alleine und ist dazu da, DICH glücklich zu machen und niemanden sonst.

    Eine niedliche Infografik zum Thema „Importance of Me-time“ findet ihr hier.

    Metime Quelle: https://www.mindbodygreen.com/0-20080/why-me-time-is-so-important-for-happiness-infographic.html%5B/caption%5D

    Besonders schön ist auch Shavasana am Ende der Stunde. Wann sonst nehmen wir uns Zeit, einfach mal ruhig auf dem Boden zu liegen, zu atmen, zu entspannen und einfach nur zu sein? Im Yoga hast du die Erlaubnis dazu. Genieß diese Zeit für dich!

    4. Du praktiziert damit Achtsamkeit und Achtsamkeit hilft dir dabei, dich selbst besser anzunehmen

    Mangelnde Selbstliebe geht meist mit Schamgefühl einher. Wir schämen uns unserer selbst, weil wir denken, etwas an uns sei nicht richtig, schlimmstenfalls leiden wir und verstecken uns.  In ihrer wunderbaren Podcastfolge „3 Schritte wie du dich von Scham befreien kannst“, geht Kira Siefert von SoulFood Journey darauf ein, dass Achtsamkeit praktizieren dazu führt, dass wir Scham und Selbstzweifel abbauen und dadurch mehr Selbstliebe entwickeln.

    Yoga ist dabei, genau wie Meditation, ein Weg, Achtsamkeit zu praktizieren. Christopher Germer, Autor des Buches „Der achtsame Weg zur Selbstliebe“ definiert Achtsamkeit folgendermaßen:

    „Achtsamkeit bedeutet zu wissen, was man erlebt, während man es erlebt, ohne es zu bewerten.“

    Während du Yoga machst, bist du (bestenfalls) ganz bei der Sache und richtest deinen Geist nur darauf. Nichts wird bewertet, alles darf sein. Durch praktizierte Achtsamkeit lernst du mit der Zeit, Schmerz, Leid und Scham in deinem Leben besser anzunehmen und zu akzeptieren, ohne dich davon überrollen zu lassen. Und irgendwann kannst du vielleicht in allem, was dir bisher an dir selbst noch nicht liebenswert scheint, sogar etwas Positives sehen! 🙂

     

    Quellen:
    Klatte, Rahel/Pabst, Simon et al.: Wirksamkeit von körperorientiertem Yoga bei psychischen Störungen. Systematische Literaturübersicht und Metaanalyse. In: Deutsches Ärzteblatt 113(12) (2016), 195-202.
    Online: https://www.aerzteblatt.de/archiv/175449

    Christopher Germer: Der achtsame Weg zur Selbstliebe. Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit, 2. überarbeitete Auflage, Freiburg 2011.

    Kira Siefert: „3 Schritte, wie du dich von Scham befreien kannst“ Podcastfolge http://www.kirasiefert.de/05-3-schritte-wie-du-dich-von-scham-befreien-kannst/

    Photo by Jared Rice on Unsplash
  • (M)ein Leben auf Diät

    Um diesen Blogpost habe ich mich nun schon seit einigen Wochen gedrückt. 😉 Warum? Weil es ein sehr persönliches, sehr tief gehendes Thema betrifft. Mich und meine Diätgeschichte. Hier fasse ich zusammen, wie sich mein Körper und mein Verhältnis dazu in den letzten Jahren entwickelt haben.

    Wie viele Frauen, die sich ihr Leben lang zu dick fühlen, begann auch meine erste Erfahrung mit dem Abnehmen sehr früh. Ich hab etwa mit elf angefangen, mir Gedanken um meinen Körper zu machen und versucht, abzunehmen. Davor war ich ein ganz normales Kind. Ich war nicht dick – wenngleich ich auch nicht so dünn war, wie es viele andere Kinder von Natur aus sind. Ich war „normal“, im besten und im schlechtesten Sinne. Meine früheste Erinnerung im Bezug auf mein Gewicht ist, dass ich meine 40 Kilo mit dem Gewicht eines Freundes verglich und darüber unglücklich war, genauso viel zu wiegen wie er, obwohl ich ein Mädchen und kleiner war.

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    Mit elf beim Schulfotografen

    Ich wog 40 Kilo, Leute. Ich war ein Kind. Stellt euch das mal vor.

    Nach der  Grundschule kam ich aufs Gymnasium und wurde in den nächsten Jahren zur Außenseiterin, wurde gehänselt und haderte immer mehr mit meinem Aussehen. Nicht nur fand ich mich zu pummelig, ich war auch so kein besonders „süßes“ Kind. So ein ganz normaler, bisschen komisch aussehender Teenager halt. 😀 Da war dieser fiese Junge, der sitzengeblieben war und dem es gefiel, auf mir herumzuhacken. Ich werde nie vergessen, wie er zu mir sagte, dass meine Beine ja ganz schön dick wären für meine kleinen Füße. Was für ein Arsch! Als Reaktion auf alle Hänseleien versteckte mich immer öfter in weiten Klamotten. Ich war so unzufrieden mit mir, dass ich irgendwann meine Jacke nicht mehr ausziehen wollte. Fotografiert zu werden fand ich furchtbar.

    Mit 14 stieß ich über eine Werbung auf Almased. Kennt ihr vielleicht, dieses ekelhaft schmeckende Pulver, welches man in Wasser oder Milch einrührt und anstelle einer gescheiten Mahlzeit zu sich nehmen soll. Ähnlich wie Yokebe oder andere Pulvernahrung. Ich wollte das und zog das ganze Programm durch: Den ganzen Tag auf dem Klo sitzen zum Abführen (mit Glaubersalz – so was ekelhaftes, macht das bloß niemals) und selbstgekochte Gemüsebrühe (ohne Salz) als „Nahrung“ – ich war bereit, alles zu geben, um abzunehmen.

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    Mit 13 oder 14 – Ich hasste es, fotografiert zu werden

    Wie bei jeder krass kalorienreduzierten Diät klappte es erstmal und ich nahm am Anfang super ab. Diese unrealistischen Zahlen (pro Tag 0,4 kg) sollten mich noch lange verfolgen, wenn es darum ging, mich in Tagträumen darüber zu verlieren, wie toll ich abnehmen und wie ich aussehen könnte. Ich war zwar hungrig, aber auch beflügelt. Es funktionierte! Aber natürlich kam es wie es kommen musste: Auf die Diät folgte zwangsläufig eine Phase, in der ich alles in mich reinstopfte. Der ausgehungerte Körper schaltet um auf „Überleben“ und du hast einen Fressanfall nach dem Anderen. Unrealistische, strenge Zurückhaltung und ohnmächtiges Alles-In-Sich-Reinstopfen –  ich war mitten drin im Kreislauf.  Der Kreislauf, der ganz oft mit Diäten beginnt. Während ich einerseits versuchte, so wenig wie möglich zu essen und andauernd plante, wieder mit Almased zu fasten, stopfte ich andererseits alle Süßigkeiten in mich rein, die ich finden konnte. Oftmals aß ich heimlich in meinem Zimmer und versteckte voller Scham die Überbleibsel meiner Fressorgien. Ich betäubte meinen Schmerz darüber, gemobbt zu werden und dick zu sein mit Essen.

    Mit 15 hatte ich das schlimmste Jahr meines Lebens. Ich hatte inzwischen massiv zugenommen und schämte mich zu Tode für mein Aussehen. Ich verkroch mich zu Hause und verließ die Wohnung nur, um zur Schule zu gehen. Der Ausdruck „Sweet Sixteen“ löste in mir traurige Bitterkeit aus. Ich war voller Neid auf alle meine schlanken, sonnengebräunten, fröhlichen Schulkameradinnen. Ich hingegen war ein fetter, unglücklicher Teenie.

    Es gibt ein eindrückliches Foto aus der Zeit, welches so genau meine Situation zeigt, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. 😀 Seht selbst!

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    Mit 16 beim Schulausflug in Italien

    Mein Gewicht stieg stetig an, bis ich eines Tages die Zahl 89 auf der Waage sah. Bei einer Größe von 1,52m. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits Dehnungsstreifen an den Beinen, an den Armen und am Unterbauch. Eine massive Zunahme in diesem Alter, in dem die Haut noch so straff ist, macht die Haut gar nicht gut mit. Ich sah mich im Spiegel an und bemerkte, dass die Streifen auch auf meinem Oberbauch anfingen, sich auszubreiten. Ich war 16 Jahre alt, am Tiefpunkt meines Lebens und am Höhepunkt meines Gewichts angelangt.

    Da beschloß ich, dass es so nicht weitergeht. Ja, ich hatte ihn, den berühmten Klick. Ich sah mich an und war voller Panik, dass bald mein ganzer Körper zerrissen sein würde. So wollte ich nicht leben. Ab da versuchte ich, weniger zu essen und nahm langsam, ganz langsam ab. Dabei Sport machen freiwillig – no way. Ich schwänzte den Schulsport so oft ich konnte, weil mir meine LehrerInnen immer vermittelt hatten, dass ich von Natur aus unsportlich und schlecht war.

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    Ungefähr mit 18 – ich hatte schon etwas abgenommen

    Ich beschränkte mich darauf, ein bisschen weniger zu essen. Langsam nahm ich damit in 3 Jahren 30 Kilo ab. Dabei gab es leider kein Geheimrezept, welches ich euch hier präsentieren kann. Wieder Hungergefühl zulassen, es manchmal aushalten und weniger essen. Ich glaube, mein junger Körper war froh, das Gewicht wieder loszuwerden!

    Mit 20 war ich dann endlich das erste Mal in meinem Leben schlank und fühlte mich schön. Ich veränderte mich: Meine Haare wurden heller, ich fing an ins Solarium zu gehen und wurde eine kleine Barbie. 😉 Außerdem ging ich zum ersten Mal in meinem Leben in normale Clubs und verhielt mich so dumm, wie man nur will, wenn man endlich eine riesengroße Last verloren  und sein Leben zurückgewonnen hat. Ich genoß mein Leben in vollen Zügen.

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    Mit 21: Blond, angetrunken und happy 😉

    Trotzdem war mein Kopf noch immer voller Diätgedanken. Ich teilte Lebensmittel auf in gut und schlecht (z.B. fettreduzierte Milch ist gut, alles mit Vollfett ist böse..). Ich bewachte meinen Körper und machte meine Laune von der Zahl auf der Waage abhängig. Wenn sie anzeigte, dass ich zugenommen hatte, überwachte ich mich und versuchte, an dem Tag weniger zu essen.

    Nachdem ich zum Studium nach Karlsruhe zog, fing ich zum allerersten Mal in meinem Leben an, freiwillig Sport zu machen, weil ich keine Angst mehr haben musste, dafür von einem Lehrer verurteilt zu werden. Ich ging laufen. Beim ersten Mal 20 Minuten, dann 40 Minuten und seit damals hab ich nie wieder aufgehört. 🙂 Ich fing damit an, um abzunehmen, aber laufen half mir auch dabei, meine Fressanfälle in den Griff zu kriegen.

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    Bei meinem ersten Halbmarathon – Schaut nur, wie ich strahle! 😀

    Damals hörte ich auf, fettreduzierte Lebensmittel zu kaufen. Ich wurde von der Vegetarierin zur Allesesserin, weil ich keinerlei Lust mehr auf Verzicht hatte. Ich erlaubte mir zum erstem Mal in meinem Leben jedes Lebensmittel, das ich wollte. Dennoch war ich nicht geheilt. Ich aß zwar alles, aber ich fing dafür an, Kalorien zu zählen („Macro tracking“) und zu viel Essen mit Sport wieder „gutzumachen“. In den Jahren meines Studiums nahm ich wieder etwas zu. Es überkamen mich immer noch Fressanfälle, wenn ich Hausarbeiten schreiben musste und stattdessen faul war. Oder wenn ich zu viel gegessen hatte, um an dem Tag abnehmen zu können und dann „eh schon alles egal war“. Um mich zu betäuben und zu bestrafen. Ich hatte viele Zeiten, in denen ich mich fett und unansehnlich fühlte. Ich wollte oftmals abends nicht ausgehen, weil ich mich zu fett fand. Ich versteckte mich.

    All die Jahre haben mich Bücher übers Intuitive Essen begleitet. Aber erst vor 2 Jahren habe ich mich tatsächlich getraut, damit anzufangen. Weil ich mir nicht vertraute. Wie auch? Ich hatte so oft Diäten gemacht, Kalorien gezählt, mich zum Sport gezwungen und immer, immer wieder „versagt“. Ich hatte wahnsinnige, wahnsinnige Angst davor, zuzunehmen und dieses Gefühl der Kontrolle und der Macht zu verlieren. Und diesen Zauber, den man verspürt, wenn man an eine glorreiche Zukunft denkt, in der man schlank ist. „Ab morgen werde ich schlank und fit“ ist die Zauberformel, nach der so viele von uns leben und hinter der sich die Ahnung des wunderbaren Lebens verbirgt, das man haben muss, wenn man schlank ist.
    Damals wusste ich nicht, dass es TOTAL NORMAL ist, bei Diäten zu versagen und danach wieder zuzunehmen. Nicht du bist Schuld, sondern die Diäten. Und ich wusste nicht, dass es einen nicht automatisch glücklich, zufrieden und himmelhochjauchzend macht, wenn man das Gewicht erreicht, dass man sich wünscht. Sondern dass man sich zuerst selbst akzeptieren muss, um sich gut zu fühlen und zwar mit jedem Gewicht. Dass man sich alles erlauben und jedes Leben haben darf, egal wie man aussieht. Die schönsten und schlankesten Menschen der Welt können sich dick und hässlich fühlen und es gibt Leute, die sind Sexbomben, obwohl sie „zu viel“ wiegen. Your mind makes all the difference!

    Eines Tages lag ich dann im Bikini in der Sonne auf meinem Balkon und las „Essen als Ersatz“ und beschloß, dass ich nichts mehr zu verlieren hatte. Mit intuitiv essen anzufangen veränderte alles. Ich gab meine Waage weg (und es fiel mir sehr, sehr schwer!). Ich hörte auf, Kalorien zu zählen. Ich hörte auf, meine Pulsuhr mit Kalorientracker beim Sport zu nutzen. Jeder dieser Schritte fiel mir unglaublich schwer. Ich musste die Kontrolle abgeben und ich wollte so gern daran festhalten. Aber: Ich hatte alles versucht und war wieder und wieder nicht zum Ziel gelangt. Jetzt wollte ich HEILUNG. Ich hatte genug von diesem Leben. Ich war misstrauisch und ängstlich, aber ich erlaubte mir zum ersten Mal, ohne Kontrolle zu essen.

    Was dann passierte, war magisch. Dadurch, dass ich mir keine Lebensmittel mehr vorenthielt, GAR NICHT, konnte ich wieder freiwillig verzichten. Ich kam über einen Radiobeitrag über Hof Butenland zum Veganismus und fing an, mich vegan zu ernähren. FREIWILLIG. Weil ich es wollte! Nicht, weil ich das Gefühl hatte, ich müsse das tun und nicht, um abzunehmen. Aus freien Stücken. Diese Entscheidung machte mich selbstbewusster. 🙂 Es war meine Entscheidung und mein Ding. Ich tat es für mich und zum allerersten Mal hatte ich Freude daran, etwas wegzulassen und anders zu essen.

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    Vor zwei Jahren auf einer Hochzeit in Spanien – Es geht mir gut!

    Und heute? Ich ernähre mich jetzt seit etwa zweieinhalb Jahren so und es geht mir sehr, sehr gut damit. 🙂 Ich habe die meisten Diätgedanken überwunden, für mich steht die gesamte Palette der Lebensmittel offen. Ich mache Sport, weil es mir Spaß macht, etwas, das ich mir früher niemals hätte vorstellen können. Ich hab weiterhin abgenommen und tue das immer noch, glaube ich. Ich merke das inzwischen nur noch, wenn meine Klamotten anders sitzen. Ich gehe auf die Waage, wenn ich bei Freunden bin (mit Klamotten an :D) und vor kurzem habe ich das zum ersten Mal VERGESSEN und es war mir vollkommen egal. Derzeit arbeite ich daran, in Gesellschaft oder beim Essen gehen mehr auf mich zu hören und auch da nicht zu viel zu essen. Ich hab immer noch Trigger, aber ich weiß inzwischen sehr viel besser, was mir gut tut und werde immer besser darin, sie zu vermeiden.
    Außerdem arbeite ich jeden Tag daran, meinen Körper zu akzeptieren und schön zu finden. Ich hab überschüssige Haut an den Armen und vor allem am Bauch und schäme mich immer noch manchmal dafür. Genauso wie wie für meine Cellulite am Hintern. Aber mein Verhältnis zum Körper wird immer besser. Dabei hilft mir auch, dass ich den allerbesten Freund der Welt habe, der mir unangeschränkt das Gefühl gibt, dass ich wunderbar, schön und begehrenswert bin und dass ich nichts an mir ändern muss. Und Yoga! Durch Yoga hab ich gelernt, mich immer mehr so anzunehmen wie ich bin und das alles was ich kann, genau so gut ist. 🙂

    Was ich aus meiner Geschichte gelernt hab: Ich möchte anderen Menschen dabei helfen, Diätgedanken aus ihrem Leben zu streichen und zurückzukehren zu einem natürlichen, intuitiven Verhältnis zu Essen und Sport. Ich möchte dich dabei unterstützen, wenn du das brauchst. Außerdem will ich auf die unrealistischen Schönheitsbilder aufmerksam machen, die vor allem uns Frauen unter Druck setzen, sexy und fuckable zu sein. Ich träume davon, dass sich alle mehr selbst lieben und akzeptieren können. Ich träume von einer Welt, in der es die Worte Makel und Schönheitsfehler nicht mehr gibt. In der wir einfach SEIN dürfen, wertvoll sind, egal wie wir aussehen.