Mein Workshop-Fluch ist gebrochen
Es ist ein milder Spätsommertag, ich spaziere mit Hermine durch die ruhigen Straßen von Friedrichshain und fühle mich leicht. So leicht, so frei, so wohl, dass ich vor Freude heulen könnte, denn dieses Gefühl hatte ich seit Wochen nicht mehr. Erst jetzt fällt mir auf, wie sehr mir in letzter Zeit nicht nur die private Situation mit meinem Freund zu schaffen gemacht hat (wir hätten uns mehrmals fast getrennt), sondern auch, was mir bisher bei beiden meiner Workshoptermine passiert war.
Die waren nämlich enorm kräftezehrend für mich: Beim ersten Termin bekam ich im Laufe des Vormittags Migräne und musste mich zwischendurch hinlegen und schlafen (meine Teilnehmerinnen machten erst Mittagspause und anschließend alleine weiter und waren Gott sei Dank ausnahmslos lieb und verständnisvoll, es war also objektiv nicht so schlimm – trotzdem fühlte es sich so an). Beim zweiten Termin wurde ich bereits nachts um drei von Hermine geweckt und war dann so gestresst, dass ich nicht mehr einschlafen konnte – ich hatte deshalb nur etwas über drei Stunden Schlaf. Das nahm mich so mit, dass ich im Yogastudio nach meiner Ankunft erst mal in Tränen ausbrach. Und anschließend alle Teilnehmerinnen anrief und den Termin verschieben musste. Was beim ersten Mal also noch gut ausging, kostete mich beim zweiten Mal knapp 500 Euro Miete und Teilnehmergebühr, da beim neuen Termin nicht alle Zeit hatten (und die Miete natürlich eh futsch war).
Zwei von zwei Terminen waren also richtig anstrengend und herausfordernd für mich. Kein Wunder, dass ich danach einen riesigen Respekt, ja, eigentlich muss ich ehrlich sagen: Angst vor dem dritten Termin in Köln hatte. Kein Wunder, denn das Gehirn ist schlau und meines wollte mich lieber nicht mehr in solche Situationen bringen, denn die hatten sich furchtbar angefühlt. Also kämpfte ich im Stillen mit meiner Angst und versuchte, noch mehr ins Vertrauen zu gehen. Mein Screensaver auf dem Handy erinnerte mich immer wieder daran: „Einfach vertrauen – alles fügt sich“. Das war noch mehr als sonst mein Mantra vor dem dritten Termin. Bei Instagram erzählte ich davon nichts – hier zog ich meine Grenze, auch wenn ich mich sonst gerne öffne. Stattdessen freute ich mich über jede neue Anmeldung zu meinen Workshops, denn sie zeigte mir, dass das was ich tue, gebraucht wird und das gab mir Mut. Zugleich wuchs mit jeder Person die Angst, noch jemanden enttäuschen zu müssen, falls ich wieder nicht 100% da sein könnte.
Aber: Mein Workshop in Köln letzten Samstag war ein voller Erfolg und auf einem meiner Feedbackzettel stand hinterher, ich hätte den Workshop „mit viel Ruhe, Gelassenheit, Herz und Verstand“ geleitet. Meine Erleichterung nach diesem Tag, beziehungsweise schon vorher, am Freitagabend, als ich entspannt ins Bett ging und am Samstagmorgen, als ich ausgeruht aufwachte, war riesig. Deshalb möchte ich jetzt mit dir teilen, was ich als sensible und intuitive Person durch die zwei vorherigen Termine über mich und den Umgang mit Druck und herausfordernden Situationen gelernt habe.
1. Die Umstände müssen für DICH passen und für niemanden sonst.
Ich habe verstanden, dass Schlaf (zumindest in dieser aufregenden Anfangszeit) mein wichtigster Parameter für einen entspannten Workshoptag ist. Ich brauche genug Schlaf und muss morgens in Ruhe in den Tag starten, damit mein Workshop richtig gut läuft.
Das war erst mal schwer zu akzeptieren für mich, weil ich aus einer patriarchalen, von Hustle und wenig Schlaf geprägten Branche komme (Softwarebranche/Consulting). Da war es normal, dass man vor einem Workshoptag morgens um sechs losfuhr und erstmal zwei Stunden über die Autobahn düste, dabei noch schnell eine Brezel vom Bäcker mampfend und einen Espresso in sich hineinschüttend (thank god war ich damals immer nur Beifahrerin). Aber für mich funktioniert diese Arbeitsweise einfach nicht, ich muss in meiner Mitte sein, um danach den ganzen Tag präsent zu sein und den Raum halten zu können. Denn bei diesen Workshops kommen so viele Emotionen an die Oberfläche, es werden zum Teil krasse Geschichten geteilt und es wird auch mal geweint. Es braucht eine stabile Persönlichkeit, um diesen Raum halten zu können. Ich muss voll da sein.
Für meine Workshops heißt das konkret:
- Immer schon donnerstags in der Stadt ankommen, in der der Workshop ist, damit ich genug Zeit habe, mich einzuleben.
- Die Hundeversorgung mit Übergabe nicht erst morgens vor dem Workshop regeln (außer wenn es gar nicht anders geht) – der Morgen muss frei bleiben.
- Am Abend davor um spätestens um 22 Uhr ins Bett gehen und den Wecker auf mindestens acht Stunden stellen (damit ich noch mal in Ruhe einschlafen kann, falls ich nachts wach werde)
- Deshalb auch: Workshopbeginn um elf statt um zehn!
- Den Morgen ganz entspannt mit Tagebuch, Tarot, Yoga und Meditation starten.
- Für den Aufbau und die Begrüßung eine Stunde Zeit einplanen – bloß keinen Stress, bevor die Teilnehmerinnen kommen.
2. Wenn du offen sagst, was los ist, wirst du Verständnis erfahren.
Meine Teilnehmerinnen sind meine Schwestern im Geiste. Bei meinen beiden ersten Terminen hatte ich so viel Liebe, Verständnis und Mitgefühl erfahren, dass ich total überwältigt war. Woran das liegt? Daran, dass ich nicht versucht habe, zu verstecken, was los ist, sondern mich geöffnet habe. Aus der Überzeugung heraus, dass ich eben auch „nur ein Mensch bin“, auch wenn meine Rolle an diesem Tag Life Coach und Workshopleiterin ist. Und natürlich: An dem, was ich selbst ausstrahle, nämlich Liebe und (Selbst)mitgefühl.
Und deshalb gilt: Wenn was nicht stimmt, wenn du dich überfordert fühlst oder grade nicht so recht weiterweißt, dann sprich offen darüber. Denn nur so gibst du den anderen die Chance, dich zu verstehen und vielleicht sogar zu unterstützen. Natürlich gibt’s da die Ausnahmen, bei denen das nicht so ist und die dich verurteilen – Aber auf die kannst du ja eigentlich verzichten. Das heißt, es ist gar nicht SO schlimm, was zu versemmeln. Steh dazu und erinnere dich daran, dass alles, was dir passiert, menschliches Erleben ist – nicht mehr und nicht weniger.
3. Erinnere dich daran, dass deine Schwäche auch deine größte Stärke sein kann.
Ja, ich bin empfindsam und sensibel. Ja, ich mach mir viele Gedanken und hab einen Hang zu Perfektionismus. Aber das sind nicht nur anstrengende Persönlichkeitsmerkmale, sondern darin liegt auch eine riesige Stärke. Ohne meine Empfindsamkeit könnte ich meinen Job nicht so gut machen, denn so kann ich mich in andere Frauen einfühlen und aufmerksam zuhören, ohne zu viel rein zu interpretieren. Meine Empathie und mein Mitgefühl gehören zu meinen größten Stärken und darauf bin ich sehr stolz. Sie sind ein Geschenk, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt. Es ist wichtig, sich das immer wieder vor Augen zu führen, wenn man als sensibler Mensch mal wieder darunter leidet. Und trotz Sensibilität weiter zu machen, zeugt von Mut und Stärke. Nicht umsonst ist eines meiner Lieblingszitate:
Having a soft heart in a cruel world is courage, not weakness.
Katherine Henson
4. Hier geht’s nicht um DEIN Ego, auch wenn sich das so anfühlen mag.
Die ersten beiden Termine hatten mich so gestresst, dass ich insgeheim Angst vor dem Termin in Köln hatte. Aber ich wollte nicht sagen, Nee, das ist nichts für mich. Denn die Wahrheit ist: Jede*r fühlt sich mal überwältigt und nervös und gestresst.
Aber ich weiß auch: Hier geht es nicht nur um mich. Hier geht es darum, was ich mit meiner Arbeit im Leben anderer Menschen erreichen kann. Hier geht es um was viel Größeres als mein kleines Ego!
Und deshalb hab ich statt aufzugeben den Ablauf so gut wie möglich an mich angepasst. Ich hab mich darauf eingelassen, etwas zu verändern, statt hinzuschmeißen. Auch wenn mein Gehirn und mein Ego mich so gern dazu gebracht hätten, einfach aufzugeben. Aber meine innere Stimme sagte mir, dass diese Workshops etwas sind, was ich kann und was ich auf dieser Welt tun soll, um damit andere zu unterstützen. Das klingt jetzt kitschig, aber das ist für mich wirklich Soul Work – Arbeit, die meine Seele erfüllt und für die ich hier bin, auch wenn mein Ego manchmal davor Angst hat.
Gestärkt von meinem schönen Erlebnis in Köln freue ich mich jetzt auf die weiteren Termine in Berlin (28.9.) und Hamburg (5.10.). Falls du auch noch dabei sein möchtest, hier findest du alle Infos, für die Anmeldung schreibe mir einfach eine Mail an post@noemichristoph.com. Ich freue mich sehr, wenn wir gemeinsam in einer intimen Frauenrunde an deiner Körperakzeptanz arbeiten und ich dich unterstützen kann!
Alles Liebe, bis bald,
Noemi ♥