Vielleicht fällt es dir auch schwer, an Weihnachten bei dir zu bleiben: Lärm und Trubel von Verwandten, Kindern und Haustieren, die durch die Gegend flitzen, Gesprächsfetzen, die sich pingpongartig durch den Raum zugeworfen werden und vor allem SOOO viel leckeres, besonderes, reichhaltiges Essen. Ich jedenfalls stelle jedes Weihnachten wieder fest, dass achtsames und intuitives Essen eine echte Herausforderung für mich ist, wenn ich mit meiner Mahlzeit nicht alleine, sondern von vielen Menschen umgeben bin. Deshalb kommen hier 5 Tipps, die es dir erleichtern, auch im Festtagstrubel bei dir und deinem Teller zu bleiben und dem Essen die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient.
1. Halte kurz inne vorm Essen
Das Wichtigste ist, kurz innezuhalten und sich bewusst zu machen, dass du jetzt isst. Indem du diesen Artikel hier liest, bist du diesem Bewusstmachen schon ein ganzes Stück näher gekommen, deshalb direkt mal Glückwunsch dazu! 🙂 Für dieses kurze Innehalten reicht eine minikurze Zeitspanne, so kurz, dass es niemand bemerken wird, aber es für dich einen großen Unterschied macht. Nimm wahr, wie du sitzt, wer bei dir ist, was sich in deiner Umgebung befindet. Dadurch verankerst du dich im aktuellen Moment und holst deinen Geist und deine Aufmerksamkeit zurück vom Außen ins Innen, quasi von ausschweifenden politischen Diskussionen über den Zustand der Welt zurück in dein Haus, in dieses Zimmer, auf diesen Stuhl.
Dieses kurze Innehalten ist etwas, was in christlicher Tradition durch das Tischgebet vorgegeben wurde und in der modernen Welt immer mehr verloren ging. Da ich nicht christlich erzogen wurde, find ich das sehr okay, aber um die Tradition an sich, das Ritual des Besinnens, ist es schade. Das heißt, auch wenn es in deiner Familie kein Tischgebet mehr gibt, nutze diesen Moment für dich oder noch besser, sprich darüber und führe vielleicht ein neues Familienritual für euch ein. Den anderen geht’s mit dem achtsamen Essen ja vermutlich genauso wie dir und vielleicht sind alle froh, wenn man sich vor dem Essen kurz Zeit nimmt, sich darauf einzustimmen.
2. Schau dir an, was du da isst
Als nächstes nimm dir ganz kurz Zeit, dir bewusst zu machen, was du da auf dem Teller hast. Wie sieht es aus, wie ist die Konsistenz, wie riecht es? Wo kommt es her, wer hat es zubereitet? Überleg dir auch mal, was alles nötig war, bis die Zutaten im Supermarkt gelandet sind. Boden musste aufbereitet, Samen gesäht, Gemüse geerntet und sortiert und eventuell verpackt werden.. Wenn ich darüber nachdenke, was alles nötig war, damit ich mein Essen auf dem Teller habe, bin ich immer wieder ehrfürchtig und ehrlich erstaunt darüber, dass Essen immer noch vergleichsweise günstig ist. Dein Essen und alle beteiligten Personen haben Wertschätzung verdient und wenn du tierische Produkte isst, gilt das noch mehr! Diese Wertschätzung kannst du geben, indem du kurz daran denkst und vielleicht ein kleines Danke rausschickst.
3. Denk dran, zu kauen!
Ausgiebig kauen hilft deinem Körper nicht nur dabei, Nährstoffe besser zu verwerten, sondern sorgt auch dafür, dass du achtsamer beim Essen bleibst und es besser wahr nimmst und schmeckst. Besonders, wenn man hungrig ist, weil man darauf warten musste, bis endlich alle am Tisch sitzen oder beim Essen durch Gespräche und Zuhören abgelenkt ist, kann man es sehr leicht vergessen, ausgiebig zu kauen. Ich versuche, mindestens 20 mal zu kauen und das empfehle ich dir auch. Wenn du zum ersten Mal darauf achtest, wirst du vielleicht feststellen, wie schnell du normalerweise isst und wie wenig Beachtung du der Nahrung in deinem Mund wirklich schenkst. Das kannst du durchs aufmerksame Kauen verbessern und so nicht nur die Nahrung achtsamer wahrnehmen, sondern auch verhindern, dass du zu schnell zu viel isst, was dann wiederum zu Völlegefühl und Unwohlsein führen kann.
4. Alles ist erlaubt
An Weihnachten kann man alle Diäten vergessen, zumindest hoffe ich das, denn sich an Weihnachten einzuschränken ist ganz schön traurig. An Weihnachten ist alles erlaubt (und damit bestenfalls wie immer!). Wenn du allerdings so jemand bist, der eigentlich abnehmen will und immer irgendwie versucht, weniger zu essen, kann „Alles ist erlaubt“ auch ins Gegenteil umschlagen und dazu führen, dass du „jetzt erst Recht“ alles in dich reinstopfst, was normalerweise schlechtes Gewissen hervorruft.
Ich rate dir inständig: Mach das nicht. Die Schuldgefühle und der Selbsthass kommen danach meist umso heftiger, ich weiß, wovon ich spreche, denn ich hab das Spielchen jahrelang gespielt. Alles ist erlaubt heißt in dem Fall auch: Vergiss Diätgedanken, aber stopf nicht in dich hinein. Sei liebevoll zu deinem Körper und hör auf seine Grenzen. Damit meine ich nicht, dass du superpenibel darauf achten sollst, aufzuhören, wenn du satt bist. Aber du weißt schon. Auch beim sich erlauben gibt es eine Grenze und die ist dann erreicht, wenn dir der Magen weh tut und du dich nicht mehr bewegen kannst vor lauter Völlegefühl. Das ist dann keine Selbstliebe mehr, sondern fast schon wieder ’ne Art Bestrafung und die hat dein Körper nicht verdient.
5. Mach zwischendurch mal Pause
Wenn überall Teller voll Plätzchen stehen, das Essen so reichhaltig ist, dass auf jeden Fall mindestens ’ne zweite Portion nachgeschöpft wird und alle dir was aufdrängen, kann es schwierig werden, mal eine Pause vom ständigen Essen zu machen. Immer wieder zu snacken und hier und da noch was in den Mund zu stecken, kann allerdings das genaue Gegenteil von achtsamem Essen sein, denn du nimmst irgendwann deinen Appetit und die einzelnen Komponenten nicht mehr wahr, sondern isst unbewusst und nebenher.
Auch hier gilt: Ich verurteile das überhaupt nicht und ich versteh es total, dass das ganze Umfeld an Weihnachten dazu anregt, genauso zu essen. Vollstes Verständnis dafür. Wenn du Pause einlegst, dann nicht wegen Kalorien, um was einzusparen, Pipapo, sondern für dich! Damit du nicht aufhörst, deinen Körper zu spüren und irgendwann nicht mehr zu wissen, hast du überhaupt noch Appetit oder wandert das Essen nur aus Gewohnheit in dich hinein? Das haben weder du noch das Essen verdient. Also mach zwischendurch mal bewusst Pause und sag nein. Das nächste Essen kommt bestimmt! Und vielleicht drehst du in deiner Pause ’ne Runde durch die Nachbarschaft und schnappst ein bisschen frische Luft, dass das gut tut, ist ja ne alte Binsenweisheit, ne. 😉
Und damit wünsche ich dir noch wunderbare Festtage und natürlich ganz, ganz viel leckeres Essen – was auch immer das für dich bedeutet.
Zum Weiterlesen:
Jan Chozen Bays: Achtsam essen: Vergiss alle Diäten und entdecke die Weisheit deines Körpers.