Bei meinem Yogateacher-Training komme ich immer mal wieder darüber ins Gespräch, weshalb ich denn die Ausbildung mache. Ich will Yoga als Tool dafür nutzen, dass Menschen sich mögen lernen und gegebenenfalls aus einer Spirale der Scham und des Versteckens rauskommen. Meine eigene Erfahrung mit meiner Essstörung und meiner Abnahme spielt da eine große Rolle. In dem Zusammenhang wurde mir am vergangenen Wochenende von zwei verschiedenen Frauen gesagt, ich hätte einen „wunderschönen“, „weiblichen“, „sexy“ Körper. Darüber musste ich erstmal innerlich schmunzeln. Denn genauso hat mir eine andere Freundin dieses Jahr gesagt, „man sähe mir gar nicht an, dass ich so viel Sport mache“. Anderes Beispiel: Eine ehemalige Freundin, die mich für meinen Charakter bewunderte, ließ sich einmal zu dem Un-Kompliment hinreißen, dass „es gut sei, dass ich nicht auch noch einen tollen Körper hätte, sonst wäre ich ZU perfekt“.

Was sagt mir das? Erstens, dass ich nichts darauf geben kann, was andere Menschen über meine Figur denken. Denn es wird immer Leute geben, die mich toll finden und Leute, die mich nicht toll finden. Es ist unmöglich, es allen Recht zu machen, also kann ich es auch gleich sein lassen. Überleg mal: Auch der furchtbarste Mensch der Welt, den die überwiegende Zahl äußerlich und innerlich hässlich findet, hat wiederum Menschen, die ihn lieben und schön finden. Ich wette, Melania grault ihrem Donald gern mal das Kinn und flüstert ihm ins Ohr, wie hübsch er doch sei (zumindest hoffe ich das für ihn, ich bin ja großzügig). Was die anderen sagen ist deshalb im Grunde irrelevant, das Einzige was zählt, ist, dass du mit dir leben kannst und dich bestenfalls auch noch richtig Granate findest!

Zweitens, alle diese Aussagen beweisen, dass es mehr über die Menschen selbst aussagt, was sie zu dir sagen, als über dich. Die Menschen, die mich so beurteilen, haben offensichtlich ihre Kategorien dafür, was „sportlich“ oder was „weiblich“ und „sexy“ ist, an mir angelegt. Für wen sich Sportlichkeit an Schlankheit und schmalen Hüften festmacht, der wird nicht meinen, dass ich sportlich aussehe, egal, wie viel Sport ich mache. Und für wen große Brüste für Weiblichkeit stehen, der wird mich nicht als besonders weiblich kategorisieren. Im Endeffekt sind das alles leere Worthülsen, solange unsere eigene Kategorie nicht mit der derjenigen übereinstimmt, die die Aussagen über uns trifft. Ich persönlich habe keine Kategorie dafür, was „Weiblichkeit“ im Aussehen festmacht bzw. ich werte nicht, dass eine Frau weiblicher wirkt als die andere. Deshalb nehme ich das Kompliment als etwas Nettes an, weil ich weiß, dass die Aussage nett gemeint ist, aber es hat keinerlei Einfluss darauf, wie „weiblich“ ich mich fühle oder mir vorkomme.

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