Selbstliebe, Selbstliebe.. Irgendwie grade das Buzzword überall, oder? Und ich selbst bin auch nicht besser und tagge viele Bilder bei Instagram mit #selbstliebe, einfach, weil es auch für mich ein großes Thema ist. Was mir aber oft fehlt, sind konkrete Hinweise darauf, wie verdammt nochmal wir denn lernen sollen, uns selbst zu lieben (pardon my language). Gerade im Hinblick auf den Körper!
Gestern Morgen unter der Dusche kam mir ein Gedanke, der mich erstmal überwältigt hat. Und zwar hat sich mein größter Wunsch für mich erfüllt – oder zumindest fast. Ihr kennt das, wenn euch jemand fragt, was die eine Sache wäre, die ihr euch wünschen würdet? Bei mir war die Antwort darauf jahrelang: Ich würde gerne aufwachen und auf einmal schlank sein. Denn die Gedanken um mein Gewicht, das Planen von Diäten, Zählen von Kalorien, Sport, das hat mein Leben bestimmt. Ich hab in der Zukunft gelebt, ständig bei den Gedanken daran, wie wunderbar und perfekt mein Leben doch sein könnte, wenn ich nur endlich schlank wäre. Ich hab ausgerechnet, was ich bei welchem Kaloriendefizit in wie kurzer Zeit abnehmen kann. Hab mir Kleider gekauft, in die ich „bald“ reinpassen würde (Fun fact: Als ich irgendwann tatsächlich abgenommen hatte, haben mir die Kleider nicht mehr gefallen). Schlank sein war mein allergrößter Traum.
Guess what, ich hab den Traum nicht erreicht und ich habe ihn trotzdem erreicht. Denn ich wünsche es mir nicht mehr, schlank zu sein. Ich habe es geschafft, mich so wie ich jetzt bin anzunehmen – und das ist zwar dünner als zu vielen Zeiten meines Lebens, aber trotzdem nicht schlank und mit Körperteilen, die ich nicht mag oder schön finde. Tatsächlich glaube ich, so ziemlich alles an mir ist eine Problemzone und über Leute, die sagen, sie mögen ihre Knie nicht, kann ich nur herzlich lachen. 😀 Trotzdem: Ich mag mich, wie ich bin. Ich brauche nicht mehr von der glorreichen Zukunft zu träumen, ich hab sie mir selbst geschaffen, indem ich daran gearbeitet habe, mich selbst mehr zu akzeptieren.
Wie hab ich das gemacht? Erstmal möchte ich dir dazu sagen, Selbstakzeptanz ist nichts, was du dir anlesen oder abgucken kannst. Du musst es üben! Je länger du dranbleibst, umso mehr wirst du dich nach und nach akzeptieren. Das verspreche ich dir.
Hier kommen meine Tipps.
Yoga und Bewegung
Dass Yoga nachweislich zu mehr Selbstliebe führt, habe ich in diesem Artikel ausführlich beschrieben. Es beruhigt den Geist und du übst, ohne dich selbst zu verurteilen. Bewegung an und für sich sorgt für ein gutes Körpergefühl. Krafttraining ist dafür ganz toll, weil du dich dadurch physisch und mental stärker fühlst. Ganz wichtig für mich: Ohne Tracker, der Kalorienverbrauch misst! Das brauchst du nicht. Mach es für deinen Körper, weil es dir gut tut und nicht, um abzunehmen.
Genauso wie Yoga hilft auch Meditation dabei, den Geist zu beruhigen und sich seiner eigenen negativen Gedanken besser bewusst zu werden. Über die Kräfte der Meditation haben andere schon so viel geschrieben, deshalb führe ich das hier nicht weiter aus, aber als kleiner Schubser, es doch mal zu versuchen. 🙂
Affirmationen
Wann immer du am Tag etwas Blödes über dich selbst denkst und der innere Kritiker zum Beispiel dein Spiegelbild verurteilt, setze ihm im Kopf oder laut eine positive Affirmation entgegen. Meine liebste Affirmation ist: „Ich bin nicht perfekt und das ist gut so!“ Versuch das mal eine Zeitlang und beobachte, wie es sich auf dich auswirkt.
Community und Fotos teilen auf Instagram
Ich habe es vorher auch nicht gedacht, wie sehr es helfen kann, aber sich auf Instagram zu trauen, ein „unvorteilhaftes“ Foto zu teilen und dabei von der Community unterstützt zu werden, hilft unheimlich. Den Anstoß dazu gab mir meine „12 Tage Selbstliebe und intuitiv essen Challenge“, in der ich andere aufgefordert habe, sich selbst einen Liebesbrief an ihr ungeliebtes Körperteil zu schreiben und mehr. Ich musste selbst also auch mitziehen. 😉
Ich weiß, dass sich manche Leute fragen, warum sich Frauen zum Geier immer ausziehen müssen und ich bin keine von denen die meint „Solange ich etwas tun will, ist es feministisch“. Nein. Aber ich denke trotzdem: Muss das sein, andere Frauen für sowas zu verurteilen oder sollten wir nicht alle respektvoller miteinander umgehen? Ich bin außerdem davon überzeugt, dass es generell gut ist, der allglatten Instawelt ganz viele nicht-normschöne Fotos entgegenzusetzen und so zum Dialog anzuregen, welche Bilder in unserer Zeit die Öffentlichkeit bestimmen.
Diese Bücher lesen
Ein Buch, das mir wahnsinnig die Augen geöffnet und geholfen hat, ist „Die Gaben der Unvollkommenheit. Leben aus vollem Herzen“ von Brené Brown. Brené ist Schamforscherin und Scham ist ein ganz großes Thema, wenn es um Körperakzeptanz geht. Ich wurde früher in der Schule für mein Aussehen fertig gemacht (darüber habe ich hier geschrieben) und habe mir dadurch beigebracht, dass ich anders, hässlich bin und mich verstecken muss (an dieser Stelle danke nochmal an die Arschlöcher VollidiotInnen von damals). Auch dadurch, dass wir im öffentlichen Raum nur von perfekten Körpern umgeben sind oder wiederum von Hinweisen darauf, dass wir abnehmen sollten, wenn wir keinen perfekten Körper haben, kann unsere Scham weiter genährt werden. In Brenés Buch lernen wir, dass wir aufhören dürfen, uns zu schämen und aus vollem Herzen zu leben. Es ist wunderbar und ich lege es wirklich jedem Menschen ans Herz. Brenés Website mit mehr Infos zum Buch: https://brenebrown.com/
Das zweite Buch, das mich dieses Jahr wirklich inspiriert hat, ist „Body Kindness“ von Rebecca Scritchfield. Es ist eine Rundum-Anleitung dafür, gut zu sich selbst und seinem Körper zu sein und hat einige Ansätze darin, die mir wirklich neu waren und die ich ganz hervorragend finde! Ganz große Empfehlung dafür von mir. Rebeccas Website mit mehr Infos zum Buch: https://www.bodykindnessbook.com/
Und wenn ihr euch informieren wollt, wie die Werbung daran interessiert ist, uns als VerbraucherInnen ein schlechtes Körpergefühl einzureden, dann schaut euch „Healthy is the new skinny. Your Guide to a Healthy Body Image in a Picture-Perfect World“ von Katie H. Willcox, worüber ich hier (Link) eine Rezension geschrieben habe.
Sachen tun, die mir Angst machen
Vor kurzem war ich zum ersten Mal mit meinem Freund im Urlaub in einem Haus mit Sauna. Und ich ziehe mich nicht gerne nackt vor ihm aus, weil ich mich für meine überschüssige Haut am Bauch schäme. Das war also eine ziemliche Überwindung. Trotzdem hab ich’s gemacht und es war wie erwartet so eine Befreiung! Es gibt Dinge, die ich mir jahrelang vorenthalten hab, weil ich dachte, ich bin zu dick oder zu unförmig dafür. Und damit ist jetzt Schluß – nach und nach hole ich alles nach, was ich mir jahrelang verwehrt habe.
Intuitiv essen
Intuitiv essen hilft dir deshalb, weil es dich, na klar, mehr mit deiner Intuition verbindet und damit Vertrauen zu dir selbst schafft. Wenn du dir selbst vertraust und dir nichts mehr vorenthältst, lernst du, dich mehr zu mögen. Weil du merkst, dass du dich auf dich verlassen kannst. <3
Eigenverantwortung übernehmen
Irgendwann Anfang des Jahres habe ich einen kurzen Podcast von nur 13 Minuten gehört, der bei mir eingeschlagen hat wie eine Bombe. Es war „Wie Du 100% Eigenverantwortung übernimmst (LIVE aus dem Seminar DIE KUNST, DEIN DING ZU MACHEN)“ von Christian Bischoff. Das war der erste und tatsächlich bis jetzt auch einer der ganz wenigen Podcast-Episoden von Christian Bischoff, die ich gehört habe, weil eigentlich mag ich den nicht so besonders. 😀 Aber irgendwas hat mich dazu gebracht gerade diese Episode zu hören und ich empfehle dir, tu es auch. Sich klar zu machen, dass man selbst so viel in der Hand hat und nur ganz wenig von anderen Menschen und anderen Einflüssen abhängt, hilft ungemein, sich mehr in Kontrolle über sein Leben zu fühlen.
Das waren die Tools, die ich übers Jahr hinweg genutzt habe, um mich und meinen Körper mehr zu akzeptieren und sogar, manchmal, manches, zu lieben. Ich hoffe, du kannst etwas daraus mitnehmen und wenn du Fragen hast, schreib mir sehr gerne. <3
Super toller Beitrag, liebe Noemi! Du sprichst mir aus dem Herzen und bringst es genau auf den Punkt. Ich lese gerne bei dir mit und nehme immer gute Anregungen daraus mit. Danke dafür!
<3 Danke für die schöne Rückmeldung, das freut mich! Und gerne!
Toller Text. Habe gerade etwas ähnliches geschrieben, dass aber erst im Januar als Gastbeitrag erscheint. Jedenfalls bin ich ganz bei dir und habe auch ein, zwei neue Tipps für mich entdeckt. Die Bücher werde ich mir auf jeden Fall auch noch besorgen. Schade, dass es so lange gedauert hat, bis du und ich und so annehmen konnten. Aber dafür haben wir ja im besten Fall auch noch einige Zeit, um „uns“ zu genießen. Und btw : Du siehst toll aus! LG Sonja
Aaaw danke für das tolle Kompliment und dein Feedback! Wenn ich mir deinen Blog so anschaue, haben wir viele Überschneidungspunkte!! 🙂
Oh ja! Da hast du ja total recht. 🙂 hihi.. mach weiter so!
Das ist eine gute Einstellung.
Liebe Gruesse
Monika
Hi, du hast einen tollen Blog mit wunderbar positiven Themen, wie man sie selten findet 🙂
Es ist schön zu sehen, wie du Mädchen und Frauen Mut machst. Selbst wenn man nicht in der Schule fertiggemacht wird wegen seines Aussehens, tragen Medien und Werbung sicher dazu bei, dass einem eine gewisse Gelassenheit abhanden kommt. Das geschieht dann leider nicht nur im Umgang mit dem eigenen Körper, sondern häufig lebensbereichübergreifend.
Was dagegen auch helfen kann, ist transzendentale Meditation. Sie baut innere Spannungen ab, und, wenn man sie über Jahre hinweg praktiziert, lehrt sie einen Gelassenheit, Selbstliebe und dadurch im Endeffekt auch die Liebe allen fühlenden Wesen gegenüber.
Auch ich beschäftige mich ab und an in Texten damit; öfter siegt allerdings noch das Meckern über die Welt, wie sie ist, plus Lösungsvorschläge, versteht sich. Kannst gern mal vorbeischauen: kolumnalpolitik.wordpress.com
Viele liebe Grüße!
kolumnalpolitik
Hey, danke dir für deinen lieben Kommentar!! <3 Deinen Blog schau ich mir gerne an. 🙂
LG Noemi