Selbstfürsorge

  • Healthy is the new skinny – Das Buch

    Healthy is the new skinny – Das ist die Kampagne von Plussize-Model Katie H. Wilcox. Vor einigen Jahren als Blog gestartet, in dem sie auf die absurden Schönheitsideale in der Werbung hinweisen und Frauen ein besseres Körpergefühl vermitteln wollte, ist aus HNS inzwischen eine globale Bewegung von Frauen geworden, die keine Lust mehr auf das Schönheitsideal haben und sich gegen gesellschaftlichen Druck wehren.

    Glaubt man ihren Fotos, dann lebt Katie das perfekte Leben. In ihren Instagram-Stories sieht man ihr großes Haus, ihren attraktiven Mann Bradford und ihre supersüße Tochter True. Noch dazu ist sie megahübsch und sympathisch! 🙂 Aber wie so viele Frauen hat auch Katie eine lange Leidensgeschichte voller Selbstzweifel und Unglück über ihr Aussehen hinter sich. Mit dieser Geschichte beginnt ihr Buch „Healthy is the new skinny“ und nimmt den Leser so gleich mit in ihre Vergangenheit als junges Mädchen, dass darunter litt, dass es nicht so aussah wie seine zierlichen Cousinen.

    Ausgehend von dieser Geschichte beschreibt Katie, wie sie schließlich Plussize-Modell wurde, sich aber trotzdem wertlos und leer fühlte. Modeln macht nicht glücklich!, stellte sie fest, und begann, sich damit auseinanderzusetzen, was denn tatsächlich zu einem besseren Körperbild führen kann. Sie begann, zu recherchieren und ihr wurde bewusst, wie sehr unser kollektives Bewusstsein von Werbebotschaften und damit transportierten Bildern beeinflusst ist. Im letzten Jahrhundert hat sich die Werbung ins Zeug gelegt, um unser Konsumverhalten von „Ich kaufe, was ich BRAUCHE“ zu wandeln in „Ich kaufe, was ich WILL“. So sieht beispielsweise eine Person in London täglich etwa 3.500 mehr oder weniger unterschwellige Werbebotschaften. Wahnsinn, oder!?

    Der weibliche Körper ist dabei seit jeher mangelbehaftete Projektionsfläche, die entweder verbessert werden oder als Dekoobjekt herhalten muss. Katie beschreibt einleuchtend, wie die alltäglichen Bilder auf uns wirken, dass es wenig mit unserem tatsächlichen Aussehen zu tun hat, wie wir uns selbst wahrnehmen – und dass es in der Werbewelt keinen Ausweg gibt, denn statt uns selbst zu mögen, sollen wir weiter unglücklich sein und Produkte konsumieren, die uns vermeintlich helfen. Ein perfider Widerspruch, den sie glasklar aufdeckt und der einen stinkwütend machen kann!

    healthyisthenewskinny

    Nach dem investigativen und aufrüttelnden Teil des Buches beschreibt Katie, wie man das Verhältnis zum eigenen Körper verbessern kann, indem man durchschaut, welche negativen Leitbilder und Glaubenssätze man beispielsweise durch seine Erziehung gelernt hat. Sie schlägt diverse Übungen vor, um die eigene „Programmierung“ zu ändern und ein anderes Schönheitsbewusstsein zu entwickeln. Schließlich kommt sie zum Kernpunkt ihres Buches „Healthy is the new skinny“ und erklärt:

    So, why is healthy the new goal, the new skinny? Because when our body is in a state of excellent health, we are more easily able to return to being our true self. When our body is healthy, our mind is healthier, too. Our whole being is balanced and can relax instead of being in survival and fear mode, which causes us to feel that we’re not good enough and constantly need to prove ourselfe worthy of acceptance and love. When we’re healthy, we make better decisions for ourselves, which makes you healthier and happier still – contributing to a positive lifecircle.

    An added benefit of making healthy the new skinny is that this is a goal we can all achieve. Unlike the beauty ideal of skinny, health is a unique state for each of us, in a way that is organic in our own body. As we’ve discussed, the goal of being skinny puts us in a position to fail over and over again.

    Aber was ist mit healthy gemeint? Schließlich gibt es Menschen, die entweder mental oder physisch angeschlagen oder krank sind und dennoch glücklich sein und sich lieben wollen. Ist „healthy sein“ nicht ein weiterer Anspruch, der an uns gestellt wird? Katie stellt klar, dass sie die individuelle Gesundheit meine, die jeder für sich erreichen kann. Jemand, der etwa mentale Probleme hat, kann sich nicht völlig auf seine körperliche Gesundheit konzentrieren, sondern muss zunächst seine mentale Gesundheit verbessern. Katie stellt klar, dass Körper und Geist nur zusammen funktionieren und wir Gesundheit ganzheitlich sehen müssen – Damit stellt sie sich gegen eine körperfixierte Fitnessidustrie, die in ihrer Ausrichtung den Geist und die Seele nicht im Blick hat.

    Nachdem man sich seiner eigenen, einschränkenden Ideale und Vorstellungen bewusst geworden ist, nimmt Katie einen mit auf den Weg zum „wahrhaftigen Selbst“ und widmet sich der Persönlichkeitsentwicklung. In diesem Teil des Buches wird sie meiner Ansicht nach etwas oberflächlich. In wenigen Kapiteln versucht sie zu beschreiben, womit andere wiederum tausende Bücher füllen. Sie versucht, alles abzudecken und schweift dabei in Phrasen wie „Find your true purpose“ ab, geht aber nicht tief genug ins „Wie“ rein. Trotzdem schlage ich das Buch äußerst zufrieden zu, denn Katie schafft es, im letzten Kapitel die Stärke und den Zusammenhang von Frauen untereinander hervorzuheben und hält ein Manifest für gemeinsame Girl Power. Egal wie pathetisch sie hier klingt – Ich hab am Ende fast ein wenig Tränen in den Augen! 🙂

    Was ich aus diesem Buch mitnehme:

    • Einblick in die Hintergründe der Werbewelt, die uns unterschwellig beeinflusst und manipuliert
    • Wut! Auf ebendiese Werbewelt und den Vorsatz, in Zukunft weniger mitzuspielen und andere darauf hinzuweisen, wo ich kann

    Wem ich dieses Buch schenken würde:

    Allen Menschen (besonders Frauen), die Probleme mit sich und ihrem Körper haben und denen es helfen könnte, zu sehen, dass das nicht „ihre Schuld“ ist.

    Wer Lust hat, Katie und ihre Bewegung besser kennenzulernen, kann hier mal schauen:

    Healthy is the new skinny website: https://healthyisthenewskinny.com/
    Healthy is the new skinny Instagram: https://www.instagram.com/healthyisthenewskinny
    Katie H. Wilcox Instagram: https://www.instagram.com/katiehwillcox/

  • 4 überzeugende Gründe, warum Yoga zu mehr Selbstliebe führt

    Von allen Bewegungsarten, die ich schon ausprobiert habe, hat mir Yoga am meisten geholfen, Selbstakzeptanz und Liebe zu fördern. Wenn man vom subjektiven Wohlgefühl mal absieht, welche überzeugenden Gründe gibt es dafür, dass Yoga praktizieren zu mehr Selbstliebe führt? Die vier Gründe, die mir am wichtigsten erscheinen, habe ich dir hier zusammengefasst. 🙂 Enjoy!

    1. Yoga ist erwiesenermaßen gut für die mentale Gesundheit und bei emotionalem Essen

    Wenn du schon mal Yoga gemacht hast, egal ob sporadisch oder regelmäßig, wirst du das Wohlgefühl, die Entspannung und die innere Ruhe kennen, die sich nach einer tollen Yogastunde einstellen. Auch wissenschaftlich sind diese Effekte auf den Körper und Geist längst bewiesen. Viele Studien zeigen, dass Yoga bei einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen helfen kann, wie Depression, Angst- und natürlich auch Essstörungen. Auch biochemisch ist das messbar: Das Stresshormon Cortisol wird verringert und gleichzeitig das Glückshormon Serotonin vermehrt ausgeschüttet. Die Meta-Studie der Uniklinik Jena kommt deshalb zum Schluß, dass „körperorientiertes Yoga mit den zentralen Bestandteilen Asanas und Pranayama (…) einen vielversprechenden komplementären Ansatz in der Behandlung psychischer Störungen dar(stellt)“. Für dich heißt das: Auch wenn du keine ausgeprägten psychischen Probleme hast, auch bei deinen kleinen Ticks und Problemchen, die wohl jeder von uns hat, kann Yoga auf jeden Fall helfen!

    Studien zeigen auch, dass Yogapraktizierende ein besseres Körpergefühl besitzen und infolgedessen bewusster und achtsamer essen. Wie sich unser Körper fühlt, ist eng mit unserer psychischen Gesundheit verbunden. Das Wohlgefühl von Yoga wird dadurch unterstützt, dass du dich achtsamer und damit besser ernährst, weil du deine Körpersignale besser einschätzen und achten lernst. Dadurch handelst du voller Selbstachtung im Einklang mit dir selbst und deinen Bedürfnissen, was im Endeffekt zu mehr Selbstvertrauen und Liebe führt.

    Es hat sich übrigens gezeigt, dass diese positiven Wirkungen umso stärker sind, je öfter Yoga praktiziert wird. Also hopp, auf die Matte mit dir! 🙂

    2. Bei Yoga wird nicht beurteilt, wie gut du bist

    Eine Besonderheit, die Yoga für mich ausmacht, ist, dass Lehrer den Schülern immer Alternativen zu den Asanas anbieten. Es gibt keine Weltmeisterschaft in Yoga! 🙂 Es wird betont, dass alles gut so ist, wie es ist und niemand schlechter oder besser ist, nur weil er/sie stärker oder dehnbarer ist. YogalehrerInnen werden darin ausgebildet, ihre Stunden stark auf die anwesenden Menschen auszurichten und bringen dir bei, dass nicht die äußere Form, sondern die für dich die richtige Variante wichtig und richtig ist. Eine gute Yogalehrerin ermutigt die Schüler dazu, die eigenen Grenzen wahrzunehmen, zu achten und einen liebevollen Umgang mit sich selbst zu pflegen. Eine unglaubliche Erleichterung, falls du der Typ bist, der demotiviert wird, weil er etwas nicht kann! (So wie ich! :))

    Durch die fehlende Beurteilung von außen (abgesehen von gefährlichen Haltungsfehlern natürlich) lernst du mit der Zeit auch, dich selbst weniger zu verurteilen. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich mich inzwischen in Kursen immer möglichst nah an den Spiegel setze, auch wenn ich mich bei anderen Fitness-Kursen nicht so gerne ansehe. Beim Yoga liebe ich meinen Körper, ich verurteile ihn nicht, ich bewundere ihn, dafür, wie er im Spiegel aussieht, dafür, was ich an Kraft und Dehnung aus ihm rausholen kann. Bei keinem Sport bin ich so zufrieden mit meinem Körper wie beim Yoga. Und diese Zufriedenheit trage ich immer auch ein bisschen mit nach Hause. Wenn ich danach auf mein Sofa falle, dann mag ich alle meine Rundungen und Eigenheiten, weil ich vorher gemerkt habe, wie stark und flexibel ich bin. 🙂 Und das unabhängig davon, wie ich aussehe oder was andere denken.

    3. Du nimmst dir Zeit für dich

    Sich Zeit für dich selbst und seine Bedürfnisse zu nehmen ist ein zentraler Bestandteil einer guten Selbstfürsorge und damit einer praktizierenden Selbstliebe. Wenn du Yoga machst, nimmst du dir diese Zeit für dich und dein Wohlbefinden. Deine Matte ist deine Insel, auf der du dich zurückziehen und vom Alltag abschotten kannst. Egal, was dich gerade sonst beschäftigt, wohin deine Gedanken wandern, was du tun musst, was du tun sollst… Die Zeit, die du Yoga machst gehört ganz dir alleine und ist dazu da, DICH glücklich zu machen und niemanden sonst.

    Eine niedliche Infografik zum Thema „Importance of Me-time“ findet ihr hier.

    Metime Quelle: https://www.mindbodygreen.com/0-20080/why-me-time-is-so-important-for-happiness-infographic.html%5B/caption%5D

    Besonders schön ist auch Shavasana am Ende der Stunde. Wann sonst nehmen wir uns Zeit, einfach mal ruhig auf dem Boden zu liegen, zu atmen, zu entspannen und einfach nur zu sein? Im Yoga hast du die Erlaubnis dazu. Genieß diese Zeit für dich!

    4. Du praktiziert damit Achtsamkeit und Achtsamkeit hilft dir dabei, dich selbst besser anzunehmen

    Mangelnde Selbstliebe geht meist mit Schamgefühl einher. Wir schämen uns unserer selbst, weil wir denken, etwas an uns sei nicht richtig, schlimmstenfalls leiden wir und verstecken uns.  In ihrer wunderbaren Podcastfolge „3 Schritte wie du dich von Scham befreien kannst“, geht Kira Siefert von SoulFood Journey darauf ein, dass Achtsamkeit praktizieren dazu führt, dass wir Scham und Selbstzweifel abbauen und dadurch mehr Selbstliebe entwickeln.

    Yoga ist dabei, genau wie Meditation, ein Weg, Achtsamkeit zu praktizieren. Christopher Germer, Autor des Buches „Der achtsame Weg zur Selbstliebe“ definiert Achtsamkeit folgendermaßen:

    „Achtsamkeit bedeutet zu wissen, was man erlebt, während man es erlebt, ohne es zu bewerten.“

    Während du Yoga machst, bist du (bestenfalls) ganz bei der Sache und richtest deinen Geist nur darauf. Nichts wird bewertet, alles darf sein. Durch praktizierte Achtsamkeit lernst du mit der Zeit, Schmerz, Leid und Scham in deinem Leben besser anzunehmen und zu akzeptieren, ohne dich davon überrollen zu lassen. Und irgendwann kannst du vielleicht in allem, was dir bisher an dir selbst noch nicht liebenswert scheint, sogar etwas Positives sehen! 🙂

     

    Quellen:
    Klatte, Rahel/Pabst, Simon et al.: Wirksamkeit von körperorientiertem Yoga bei psychischen Störungen. Systematische Literaturübersicht und Metaanalyse. In: Deutsches Ärzteblatt 113(12) (2016), 195-202.
    Online: https://www.aerzteblatt.de/archiv/175449

    Christopher Germer: Der achtsame Weg zur Selbstliebe. Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit, 2. überarbeitete Auflage, Freiburg 2011.

    Kira Siefert: „3 Schritte, wie du dich von Scham befreien kannst“ Podcastfolge http://www.kirasiefert.de/05-3-schritte-wie-du-dich-von-scham-befreien-kannst/

    Photo by Jared Rice on Unsplash