I raise up my voice—not so I can shout, but so that those without a voice can be heard…we cannot succeed when half of us are held back.
Malala Yousafzai

Heute zum Internationalen Frauentag 2017 schreibe ich über ein Thema, welches mir schon länger im Kopf herumschwirt. Darüber, wie es ist, eine Feministin zu sein. Darüber, dass es furchtbar ist und trotzdem ohne Alternative.

Feminismus hat mich mein Leben lang begleitet. Meine Mama, 23 Jahre jung, als sie mich bekam, ohne festen Partner, ohne Schulabschluss, aber mit Träumen und Visionen, hat mich dazu erzogen. Sie war auf sich allein gestellt und obwohl sie dann später meinen Papa und Vater meiner Schwester kennenlernte, war sie immer eine starke und unabhängige Frau. Ihre Erziehung war durchdacht – Sie gab mir Bücher über starke Mädchen zu lesen, sie brachte mir von Anfang an bei, dass ich und meine Bedürfnisse der Kompass meines Lebens sind, dass mich niemand ausnutzen, gegen meinen Willen anfassen oder über mich bestimmen darf. Dafür bin ich ihr bis heute so sehr dankbar.
(Wenn ihr Büchertipps für kleine Mädchen braucht, schreibt mir gerne. Ich schätze diese Bücher bis heute.)

Mein erstes Emma-Abo bekam ich so etwa mit 15. Ab da ging ich mit einer Wut im Herzen durch die Welt. Wut auf die Ungerechtigkeit und den Wahnsinn, der vielerorts auf der Welt damit einhergeht, dass wir als Frauen geboren werden.

Aber uns geht es doch gut (in Deutschland), sagst du? Mag sein, dass es uns ziemlich gut geht, ja. Aber das Ding ist, ich kämpfe nicht nur für mich. Ich kämpfe und ich mache den Mund auf für alle Frauen der Welt.

Für die jesidischen Mädchen, die vom IS bei lebendigem Leib verbrannt werden

Für die Mädchen und Frauen, die während ihrer Periode weggeschickt werden und dabei manchmal sterben

Für die Mädchen, deren Genitalien in jungen Jahren verstümmelt wurden und von denen auch knapp 50.000 in Deutschland leben

Diese Themen sind ja schlimm, sagst du? Ja, das sind die. Und genau deshalb ist es furchtbar, FeministIn zu sein. Es tut weh. Ich leide daran. An manchen Tagen hab ich so viele Themen mitbekommen, die schlimm waren, dass ich richtig großen Weltschmerz hatte. Dass ich abends fertig mit der Welt war. Okay, vielleicht bist du besser darin als ich, das einfach nicht an dich ranzulassen. Gut.

Was hat das also mit mir zu tun, sagst du? Nun, du musst verstehen, dass alles zusammenhängt. Dass wir im Kleinen anfangen müssen, etwas zu ändern. Dass der kleine Sexismus, die kleine Objektifizierung, nackte Frauen in der Werbung, gewaltvolle Pornos usw. usf. dazu führen, dass wir Frauen als Objekte wahrgenommen werden und damit ent-menschlicht. Dass uns damit unsere Menschenwürde weggenommen wird. Wir sind keine Dinge, wir sind Menschen.

Nehmen wir das Thema Periode. In anderen Ländern werden menstruierende Mädchen und Frauen weggeschickt. Bei uns ist Perdiodenblut in der Werbung blau und zu sagen „Du hast wohl deine Tage“ ist lustig (hohoho), aber siehst du den Zusammenhang? Alles hat dieselbe tiefsitzende Ursache. Ausscheidungen des weiblichen Körpers sind eklig. Damit müssen wir aufhören (und ja, auch mir fällt das schwer, weil es so tief sitzt in unserer Sozialisierung).

Ich bin eine Frau und ich kann nicht keine Feministin sein. Ich kämpfe für mich und für dich und für alle Frauen der Welt. Ich racker mich ab, ich schreib Kommentare bei Facebook, ich teile Artikel, ich mache mich lächerlich und unbeliebt mit meinen Sprüchen, ich diskutiere, ich stelle in Frage, ich kann nicht anders. Auch das ist manchmal furchtbar. Aber irgendjemand muss es tun. Ich bin es mir selbst schuldig, so zu sein. Und manchmal bekomme ich Nachrichten und Freundinnen sprechen mit mir und danken mir dafür. Und das tut gut. <3 Wir sollten alle zusammen halten.

Wie feierst du heute den Weltfrauentag? Ich fände es toll, wenn du anderen Frauen sagst, wie viel sie und ihre Unterstützung dir bedeuten. Und wenn du den Mund aufmachst gegen Ungerechtigkeit, und sei sie noch so klein und „unwichtig“. Irgendjemand da draußen ist dir dankbar dafür. 🙂

Habt alle einen wunderbaren Tag! #sisterhood!!

malala
(Quelle: Buzzfeed „12 Powerful And Inspiring Quotes From Malala Yousafzai“)